Andacht zum 1. Sonntag nach Epiphanias von Pfarrerin Astrid Taudien

Impressionen von früheren Interreligiösen Friedensgebeten in der Pauluskirche

Vertrauen wagen!


Eigentlich hätte an diesem Sonntag wie jedes Jahr am 2. Sonntag im Januar das Interreligiöse Friedensgebet in der Pauluskirche stattfinden sollen. Nun ist es aufgrund des Lockdowns auf einen bisher nicht bekannten Zeitpunkt verschoben worden.
Doch die Botschaft, sich für den Frieden einzusetzen und Gott und den Menschen zu vertrauen, erscheint angesichts der Bilder in den USA und anderswo in der Welt wichtiger denn je.

Vertrauen wagen! Überall wo Menschen miteinander leben, wohnen und arbeiten, kann ein vertrauensvolles Miteinander gelingen, aber auch misslingen.
Vertrauen ist das Ergebnis guter Erfahrungen im Leben: in der Kindheit, der Familie, im Freundeskreis, in der Schule und im Berufsleben. Nichts bereichert das Leben mehr als Menschen, denen ich vertrauen kann, die mitfühlen und mich verstehen. Doch wir alle kennen auch die anderen Momente, in denen Vertrauen enttäuscht und manchmal sogar das Leben durch Hass und Misstrauen zerstört wurde. Wie kann es gelingen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen? Gelingt es überhaupt?
Vertrauen ist und bleibt jeden Tag aufs Neue ein Wagnis. Manchmal genügt ein unfreundliches Wort, ein abfälliger Blick und die Frage entsteht: Warum sollte ich vertrauen? Und ein anderes Mal ist es genau umgekehrt: liebevolle Worte und strahlende Augen und man weiß, es hat sich gelohnt, dem anderen zu vertrauen.

Vertrauen wagen! Jeder Mensch, der glaubt und Gott vertraut, verlässt sich auf mehr in seinem Leben, als auf sich selbst und auf das, was er zu leisten und wissen im Stande ist. In jeder Religionsgemeinschaft, die am

Friedensgebet beteiligt ist, ist der Glaube an Gott untrennbar mit dem Bewusstsein verbunden, dass es im Leben trägt, Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu vertrauen. So getragen erhält jede und jeder Glaubende die Kraft und den Mut, sich vertrauensvoll an den Menschen neben sich zu wenden.

In Psalm 121 heißt es: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht und schlummert nicht. Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

So behütet können wir Vertrauen wagen und uns für den Frieden einsetzen, damit sich Menschen überall auf der Welt ohne Angst frei bewegen können; damit Menschen vertrauensvoll und wahrhaftig regiert werden, ohne dass Hass und Misstrauen gesät wird; damit Menschen sich trauen können, ihre Meinung zu äußern, ohne Verfolgung zu fürchten; damit irgendwann jeder Mensch an einem Ort, den er Heimat nennt, friedlich leben kann.


Der erste Schritt zu all dem ist es, VERTRAUEN zu wagen!


Der Friede Gottes
sei mit Euch allen!
Amen