Andacht zum Sonntag Exaudi, 24. Mai 2020 von Pfarrerin Christel Schmidt

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! (Psalm 27,7)

Wie in einer Zwischenzeit, so kommt mir das gegenwärtige Leben vor. Die strengen Corona- Regeln liegen hinter uns, aber das normale Leben, wie wir es uns wünschen, das gibt es noch nicht. Wir können wieder Gottesdienst feiern - aber mit erheblichen Einschränkungen.

Auch im Kirchenjahr befinden wir uns in einer Zwischenzeit. Himmelfahrt liegt hinter uns, die österliche Freudenzeit hat damit den Abschluss gefunden. Jesus ist zum Vater in den Himmel zurückgekehrt. Er lässt die Seinen zurück. Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes liegt vor uns. Jesus hat seinen Beistand, seine Hilfe, sein Mitsein in diesem Geist angekündigt. Aber in der Zwischenzeit sind die Freunde und Freundinnen Jesu auf sich allein gestellt. Sie wissen noch nicht richtig, was werden wird, wie es weitergehen soll. Exaudi so heißt dieser Sonntag dazwischen, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.

„Höre meine Stimme, wenn ich rufe.“ so lautet die Übersetzung dieses Namens. Höre meine Stimme, Gott, auch wenn ich so wenig von dir und deinem Wirken spüre! Da ist die Sehnsucht nach Gottes Wirken, das spürbar und sichtbar ist. Da ist die Sehnsucht, dass Gott uns nahe ist. Jesus hat seinen Geist verheißen. Den Tröster, den Beistand, der in uns und durch uns wirken möchte.

Der Prophet Jeremia hat im Auftrag Gottes verheißen, was in die gleiche Richtung geht. In einer Zeit, in der das Alte zerbrochen war, das Land in Scherben und Trümmern lag, Hoffnungslosigkeit sich breit machte, man nicht wusste, was die Zukunft bringen würde. Er verspricht, was ich mir auch für unsere Zeit wünsche: einen neuen Geist, der die alten Fehler und Verirrungen hinter sich lässt. Die Corona- Krise bringt manches in aller Härte und Deutlichkeit ans Tageslicht, was in unserer Gesellschaft, in unserer Welt nicht in Ordnung ist. Ungerechtigkeiten am Arbeitsmarkt, Ausnutzen von Menschen aus ärmeren Ländern, unhaltbare Zustände in den Flüchtlingslagern. Egoismus und Machtgehabe, Gewalt gegen Andersdenkende, rücksichtsloses Ausbeuten der Natur.

Der Prophet Jeremia verheißt einen neuen Geist, macht Hoffnung, dass nicht alles so bleiben muss, wie es ist. Er beschreibt Gottes neuen Bund im 31. Kapitel seines Buches. »Gebt Acht!«, sagt der Herr. »Die Zeit kommt, da werde ich...... einen neuen Bund schließen..... Ich werde ihnen mein Gesetz nicht auf Steintafeln, sondern in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein«, sagt der Herr. (Gute Nachricht)Diese Verheißung geht ans Herz.

Gott legt das, was gut ist in unser Herz. Er verbindet sich mit uns. Wir brauchen dann keine Regeln und Vorschriften mehr, wir benötigen keinen, der uns erklärt, wie es gehen soll.  Jeder und jede weiß, was dran ist, denn die Liebe, die ausgegossen ist in unser Herz bestimmt das Denken und Fühlen und Handeln. Der Heilige Geist macht uns neu, erfüllt uns mit Liebe.

„Ja, höre, meine Stimme,

wenn ich rufe, Gott.

Komm in mein Herz

und nimm Wohnung darin.  

Erfülle mich mit deinem Geist

der Liebe,

dass er mich leite und

Orientierung schenke

für heute und morgen. Amen.“

Bleiben Sie in Gottes Liebe!

Ihre Pfarrerin Christel Schmidt