Andacht zum Sonntag Misericordias Domini, 26. April 2020

Andacht Ev. Kirchengemeinde Hamm – Der Mond ist aufgegangen … über Hamm …

Liebe Geschwister!

Das alte Abendlied von Matthias Claudius anno 1779 Der Mond ist aufgegangen wird seit der Zeit der Corona – Pandemie täglich um 19.00 Uhr von den Balkonen, in den Gärten oder auf der Straße gesungen und musiziert. Diese Aktion wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland angeregt, um sich in diesen Zeiten miteinander verbunden zu fühlen.
Nach Jahren habe ich meine Mundharmonika wieder einmal hervor geholt, ein wenig geübt und es klappte erstaunlich gut, um abends auf dem Balkon das schöne Abendlied zu spielen. Im Garten und auf dem Balkon nebenan sangen die Nachbarn mit. Einmal habe ich den Gesang gehört als ich mit dem Fahrrad abends von der Arbeit nach Hause fuhr. Das war schön und tat gut.
Dieser alter Text ist voller Zuversicht, Vertrauen und Gottvertrauen, und ich kann beim Musizieren innehalten und einmal durchatmen. Auch das tut gut und ist schön.
Uns allen wird in diesen Zeiten deutlich, wie zerbrechlich, gefährdet, bedroht und endlich unser Leben ist. Um 19.30 Uhr, beim ökumenischen Kirchengeläut, denke ich an und bete ich für die Menschen in unserem Land und für die Menschen in Italien, Spanien, Frankreich, Südamerika, Israel und in den USA. Für uns und die Welt brauchen wir Zuversicht und Hoffnung.

Die Lyrikerin Mascha Kaléko schrieb im Jahr 1933 die Gedichtzeile: „Die Nacht in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond.“ „Der Mond ist doch rund und schön“, so dichtet Matthias Claudius.
So bringt doch diese Zeit auch die guten Seiten des Miteinanders so schön zur Geltung:
die Nachbarn und Mitbewohner kaufen für die älteren, kranken und sich in Quarantäne befindenden Menschen ein, mitgebrachtes Mehl, Hefe oder Toilettenpapier lösen Begeisterung und Freude aus. Die Kollegin kürzt mir die neue Hose, da die Schneiderin ihr Geschäft schließen musste. Freunde und Bekannte liefern Bücher für die Buchhandlung aus, die auf Lieferservice umstellen musste. Enkel kaufen für die Großeltern ein und es wird mehr miteinander telefoniert. Die junge Nachbarin winkt von ihrem Balkon der alten Dame in ihrem Garten zu und sagt ihr damit: „Du bist nicht allein, ich sehe Dich und denke an Dich.“ Alle achten aufeinander und immer wieder die Frage: „Bist Du gesund?“ Und der Abschiedsgruß unter Freunden und Kollegen, in der Familie, zu den VerkäuferInnen, lautet überall: „Bleibt gesund! Alles Gute!“
Für mich sind das alles geschwisterliche und österliche Begegnungen, die mich anrühren und mir Zuversicht und Kraft schenken. Wir stehen einander bei, sind für einander da und achten aufeinander. Immer wieder erlebe ich diese Auferstehungserfahrungen im alltäglichen Miteinander und in meinem Leben. Ich habe sie auch gespürt, als ich rund um die Ostertage in den Himmel blickte und den Mond ansah: „Der Mond ist doch rund und schön.“

Die Fotos, die ich in dieser Zeit gemacht habe, hatten für mich etwas Tröstliches und sie haben mir deutlich gemacht: Gott will uns Trost und Zuspruch schenken.
Gott flüstert Dir und mir zu:
„Ich bin da. Fürchte Dich nicht. Du bist mein Kind an dem ich Wohlgefallen habe. Und nichts kann Dich von meiner Liebe trennen.“

Bis zum Wiedersehen machen Sie das Beste aus dieser Zeit, passen Sie gut auf sich und Ihre Lieben auf und bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie geschwisterlich und österlich
Ihre Karin Graef
Prädikantin und Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Hamm


Gesegnet sollst Du sein mit

der Freiheit des Himmels,

mit dem Licht der Sonne

und dem Strahlen des Mondes.


Irischer Segenspruch